@Viragolix:
Deine Motive sind nicht so mein Fall, aber handwerklich sind die absolute Spitze! Hut ab. Mir gefällt kein Heavy Metal, Hardrock nur manchmal, ich bin eher Rock'n'Roller. Trotzdem, Deine Sitze finde ich gut!
Mein Sitzunterbau ist auch von Dock66, da kostet die Platte mit Schaumstoff incl. Versand nur wenig über 30 €. Kann man jedem für Eigenbauten nur empfehlen, auch wenn das nötige übrige Gedöns mehr als der Sitzunterbau kostet. Wer das Material nicht schon auf Lager hat, zahlt für gutes Kunstleder, Jeans-Garn und Jeans-Nadeln (man braucht starkes Garn, das fast schon wie Zwirn hält, aber dünner ist plus die passenden Nadeln), die Sitzfedern (nicht für jeden Sitz, aber bei meinem Schwingsattel), für ein Scharnier, für Lack, für Kleinteile (wie hier etwa ein Alu-Winkelprofil) unterm Strich locker das doppelte wie für den Sitzunterbau. Das werden keine Billigsitze (ein guter gebrauchter Sitz ist billiger!), es werden eben einmalige Sitze für einmalige Mopeds!
Nun zur Folie drunter: Nein, die ist nach meinen Erfahrungen nicht nötig. Nicht nur, daß das gesteppte Kunstleder nicht wirklich gesteppt ist, sondern eine Prägung in diesem Muster hat (da gibt es diverse Varianten), auch die Nähte sind in der Regel absolut dicht.
Meine ersten Sitzbezüge machte ich in den 80er Jahren. Der erste Bezug war für meine damalige MB 8 (laut Honda eigentlich MB 80 S, aber bei uns hieß sie einfach nur MB 8). Da war der originale Bezug kaputt und Ersatz nahezu unbezahlbar. Das Model war noch zu neu, als daß man gebrauchten Ersatz bekommen hätte und für einen Sattler fehlte mir das Geld. Also selber machen. Ich habe übrigens nur den eingerissenen hinteren Teil ersetzt und den farblich abgesetzt. So wurde mein Bezug bei der Gelegenheit gleich einmalig. Übrigens habe ich die Teile damals von Hand (!) vernäht! Das war schon richtig Arbeit, aber das Ergebnis war richtig gut.
Da ich damals auch viele Vespen fuhr (die alten aus Blech) und umbaute, kam der Wunsch nach Sitzen in im Handel nicht erhältlichen Farben auf. Also griff ich zu Kunstlederfarbe. Die hält ungefähr drei Tage... Murks. Also nähte ich selber. Das funktionierte. Jahre später habe ich dann etliche Motorrad-Sitzbänke neu gemacht. Meist in einer Kombination aus Reparatur wegen defekter Originalbezüge und dem Wunsch, einmalige und damit schönere Sitzbänke zu haben. Und ich nähte nicht mehr von Hand, sondern mit der Nähmaschine.
Anfänglich verklebte ich die Bezüge noch, aber es war sehr schwer, die wirklich glatt hinzubekommen. Später ging ich dazu über, die Bezüge einfach nur an der Unterseite zu tackern (bei Kunststoffunterbauten) oder zu nieten (bei harten Unterbauten wie etwa aus Blech). Nachdem ich beim Abziehen originaler Bänke mehrfach ebenfalls lose aufgezogene Bezüge gesehen hatte, war das naheliegend und es funktionierte gut.
Nun zurück zur Folie und dem Bezug: Ja, das mit der Nässe habe ich auch schon oft gehört. Und ja, bei Leder sollte man das wohl machen. Bei Kunstleder ist das aber in aller Regel verzichtbar. Die Eigenschaften des Kunstleders sind tatsächlich deutlich anders. Leder saugt sich selber voll und lässt offenbar viel mehr Wasser durch. Ich habe meine diversen Sitzbezüge ja auch in der Praxis fleissig benutzt und nie Probleme mit Nässe gehabt (siehe Bild oben. Der Sitz hatte nicht nur eine andere Farbe als das Original, es war auch ein mehrteiliger Bezug mit "Eigenbau"-Keder).
Hier mal eine Großaufnahme eines Sitzbankbezuges einer rot-schwarzen CBR 1000 F:
Hier habe ich die Fahrersitzfläche mit diesem Pseudostepp-Kunstleder gemacht, während der Soziussitz wie die Keder rot war. Wenn man genau hinsieht, sieht man die Fäden der Nähte recht gut. Auf dem Moped fällt das aber nicht auf. Und wie gesagt, damit gibt es keine Nässe-Probleme. Meine Keder sind zur Schonung meiner einfachen Haushaltsnähmaschine übrigens nichts anderes als Kunstlederstreifen. Man schneidet einen Streifen von 2 cm Breite, legt den um, so daß man einen Streifen von 1 cm Breite hat. Der wird mit eingenäht und fertig ist der Keder.
Alles in allem ist es nicht allzu schwer, solche Bezüge selber zu machen. Auch einen ganzen Sitz zu bauen ist kein Hexenwerk. Natürlich muß man da ein wenig bildhauerisches Gefühl haben. Das entwickle ich erst, besonders weil die Einschätzung, um wieviel der Schaumstoff von der Spannung des Bezugs in eine andere Form gedrückt wird etwas Erfahrung braucht. Aber bei einem Einzelstück kann man ja immer noch behaupten, daß man es genau so haben wollte... *
lach*
Wer sein Moped verschönern und individueller gestalten will, sollte sich vor dem Umbau des Sitzes nicht fürchten. Das ist gar nicht so schwer und macht einen deutlichen Unterschied. Und es macht Spaß.
Gruß Michael